Die Frühphase

Die Patrozinienentstehung in den Friedhöfen und Katakomben

Es sind im Wesentlichen zwei zentrale Entwicklungslinien die in der Frühphase die Entstehung von Patrozinien vorbereiteten: Zum einen waren dies die Friedhöfe und Katakomben mit ihren zahlreichen Heiligengräbern, die naturgemäß eng mit dem in dieser Phase ebenfalls erst entstehenden Heiligenkult in Verbindung standen. Die Gemeinde von Rom konnte sich des Besitzes einer erheblichen Zahl von Märtyrergräbern rühmen, wobei hierzu die der Apostel Petrus und Paulus zu zählen waren, die in den folgenden Jahrhunderten von enormer Bedeutung für die Stadt und ihre Gemeinde werden sollten. Die Heiligengräber wurden sehr bald zu Zentren der Verehrung und die der Apostel spielten hierbei eine zentrale Rolle. So entstanden in der Zeit um 200 die Tropaia (Memoria) der Apostel Petrus und Paulus außerhalb der Stadt an den Stätten ihrer Gräber.

An der Stelle dieser Tropaia wurden in konstantinischer, bzw. nach-konstantinischer Zeit (während der 2., der Konstituierenden Phase) die Basiliken S. Pietro in Vaticano und S. Paolo f.l.m. errichtet. Diese Tropaia bzw. Memoriae repräsentierten weder Kirchen noch frühchristliche Gemeindezentren, sondern reine Gedenkstätten. Nicht nur die Gräber der Apostelfürsten wurden mit bedeutenden Basiliken gewürdigt, sondern auch die anderer bedeutender römischer Heiliger (S. Agnese, S. Lorenzo f.l.m., S. Sebastiano ad Catacumbas), aber nicht selten erschöpfte sich die Verehrung der frühen Heiligen der Kirche in vergleichsweise bescheidenen Heiligtümern, bzw. Friedhofskapellen und -kirchen.

Erst in der Epoche der Konstituierenden Phase konnten hier in diesem zömeterialen Kontext erstmals echte Patrozinien entstehen, und dies nicht zuletzt deshalb, weil in dieser Epoche die Kultzentren und Basiliken der Friedhöfe und Katakomben immer mehr mit den Aufgaben regulärer Kirchen betraut wurden und mitunter zu echten Gemeindekirchen wurden. In der frühen Epoche vollzog sich jedoch die wichtige Vorgeschichte, die letztlich die Voraussetzungen für die Verbindung von Märtyrergedenkstätten und Gemeindekirchen schuf.

Die Patrozinienentstehung innerhalb der Stadt

Während all dies außerhalb der Mauern der Stadt geschah, ist aber auch innerhalb derselben eine Entwicklung, die zur Entstehung von Patrozinien führte, erkennbar. Hier spielten die römischen Tituli eine wichtige Rolle. Unter diesem Begriff verbargen sich die frühen römischen Gemeindezentren, die häufig in unscheinbaren - und somit wenig auffälligen - Profanbauten, z.B. in den typischen römischen Insulae (mehrstöckige Wohnhäuser) und domus (villenähnliche Wohnhäuser), entstanden.

Im Laufe der Zeit kam die römische Gemeinde durch Stiftungen und Schenkungen immer häufiger in den Besitz solcher Gebäude und nutzte diese dann regelmäßig, und nicht mehr nur von Fall zu Fall, als ihre Gemeindezentren.

Unterschieden wurden diese Tituli über die Namen ihrer Stifter und/oder Eigentümer z.B. als "titulus Eusebius", "titulus Chrysogomus" etc. Aber erst als diese Gebäude als reguläre Versammlungsstätten der Gemeinde zum Vollzug der hl. Messe begriffen wurden, konnte sie auch als Kirchen verstanden werden und Patrozinien erlangen.

Nun galten sie nicht als beliebig zu wechselnde Profanbauten, sondern als durch den regelmäßigen Vollzug der hl. Messe geheiligte Sakralbauten; eben als christliche Kirchen. Doch trugen sie in aller Regel immer noch ihre alten Namen, die nun immer häufiger als Heiligennamen verstanden wurden; so z.B. als "titulus S. Chrysogomus".

Auch hier erschienen die ersten nachweisbaren Patrozinien erst während der Konstituierungsphase, aber auch hier entstanden während der Frühphase die entscheidenden Voraussetzungen, in Gestalt einer sich innerhalb der römischen Gesellschaft der Spätantike immer umfassender etablierenden christlichen Gemeinde, die bereits in dieser Epoche deutlich ausgeformte Strukturen erkennen ließ.

Der Plan der Frühphase
Der Plan der Frühphase

Die Tropaia

Rekonstruktionen der Tropaia
Die Friedhöfe und Katakomben
Die Friedhöfe und Katakomben