fries Die Tituli
Titulus S. Crisogono
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Die ersten christlichen Gemeindekirchen in Rom waren die Tituli, und sie repräsentierten private Stiftungen, die zumeist in ursprünglich säkularen Gebäuden entstanden. Demzufolge war ihre Verteilug innerhalb der Stadt nicht das Resultat planvollen Handelns, sondern entsprach der Willkür des Zufalls. Zum anderen fungierten somit als Orte für die Zusammenkünfte der christlichen Gemeinde unscheinbare Privathäuser, denen man von außen kaum ansehen konnte, zu welchem Zweck sie dienten.

Dies war im übrigen eine übliche Vorgehensweise, derer sich auch die Angehörigen anderer Sekten und religiöser Minderheiten befleißigten. Es galt z. B. auch für die jüdische Gemeinde in Rom und die Anhänger des Mithras-Kultes. Für das 4. Jahrhundert ist bereits die Existenz von 25 solcher Tituli in Rom nachweisbar. Allerdings dürften bei der Größe der christlichen Gemeinde diese bereits bei weitem nicht mehr ausgereicht haben. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß darüber hinaus noch weitere existierten.

Titulus S. Crisogono
Christliches Gemeindezentrum bei Dura-Europos
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Nach der konstantinischen Wende wurden die früheren Titulusgebäude sukzessive durch neue basilikale Kirchenbauten ersetzt, die den veränderten Bedingungen besser Rechnung trugen. Diese führten auch weiterhin die traditionellen Titulusdedikationen, die jedoch im Verlauf des 5., und vor allen Dingen des 6. Jahrhunderts, zumeist im Rahmen der Einweihung der neuen Kirchen, zu Patrozinien umgedeutet wurden.

Der Kult des Chrysogomus war außerrömischer Herkunft und stammte ursprünglich aus Aquilea. In Trastevere war jedoch in frühchristlicher Epoche ein Hallentitulus (der einzige diese Typs in Rom), der Titulus Chrysogomus, entstanden, dessen homonyme Stifterdedikation die Identifizierung mit dem aquileischen Heiligen auslöste und auf diesem Weg den Kult des hl. Chrysogomus in Rom etablierte.

Gemeindezentrum von Salona bei Dura-Europos
Titulus SS. Giovanni e Paolo
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Als Beispiel für ein solches Gemeindezentrum, ein Domus ecclesiae bzw. Titulus, wie es speziell in Rom bezeichnet wurde, bietet sich der vermutlich früheste, archäologisch gesicherte Fund eines solchen Hauses an. Dieses Haus wurde 1920 in Dura-Europos am Euphrat entdeckt. Es handelt sich hierbei um ein kleines Gebäude, welches etwa ab 230 n. Chr. für die religiösen und administrativen Belange einer kleinen Gemeinde diente.

Krautheimer glaubte, einen weiteren Titulus des dritten Jahrhunderts in Rom ausmachen zu können, und zwar in den Basisstrukturen der heutigen Kirche S. Giovanni e Paolo.

Titulus SS. Giovanni e Paolo
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